Modul 3: Rechnungslegung und Compliance für Schweizer Start-ups
Umfassende Einblicke in die Schweizer Rechnungslegungsstandards und Compliance-Anforderungen für dein Start-up
Experten-Podcast 3: Rechnungslegung und Compliance
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00:00 Einführung in Rechnungslegung und Compliance
01:08 Rechnungslegungsstandards verstehen
02:32 Die Grundlagen der Buchführung
03:49 Der Jahresabschluss: Dein finanzielles Zeugnis
04:50 Revision: Pflicht oder Option?
Herzlich willkommen zu Modul 3!
In diesem Modul befassen wir uns mit der Rechnungslegung und Compliance für dein Schweizer Start-up. Eine korrekte Buchführung und das Verständnis der anzuwendenden Standards sind nicht nur gesetzliche Pflichten, sondern auch entscheidende Faktoren für fundierte Geschäftsentscheidungen und das Vertrauen deiner Stakeholder. Was du daraus mitnehmen wirst:
  • Ein umfassendes Verständnis der Schweizer Rechnungslegungsstandards
  • Praktische Kenntnisse zur Sicherstellung einer ordnungsgemässen Buchführung
  • Klarheit über die Erstellung und den Inhalt von Jahresabschlüssen
  • Einblick in die Revisionsanforderungen und wie du sie erfüllen kannst
Relevanz für deinen Alltag: Eine solide Rechnungslegung bietet dir klare Einblicke in die finanzielle Lage deines Start-ups und hilft dir, fundierte Entscheidungen zu treffen. Zudem schafft sie Transparenz und Vertrauen bei Investoren, Banken und Geschäftspartnern und stellt sicher, dass du alle gesetzlichen Anforderungen erfüllst.
Inhaltsverzeichnis: Was dich in diesem Modul erwartet
Rechnungslegungsstandards in der Schweiz
Gesetzlicher Rahmen, Swiss GAAP FER, internationale Standards und die Wahl des passenden Standards
Sicherstellung einer ordnungsgemässen Buchführung
Gesetzliche Anforderungen, Buchführungsarten, Aufbewahrungspflichten und praktische Tipps
Jahresabschluss erstellen und verstehen
Bestandteile des Jahresabschlusses, Bilanz, Erfolgsrechnung, Anhang, Grundsätze und Fristen
Revisionsanforderungen für Schweizer Start-ups
Revisionsarten, Voraussetzungen, Opting-out Möglichkeiten und Auswahl eines Revisors
Rechnungslegungsstandards in der Schweiz
Gesetzlicher Rahmen: Das Obligationenrecht
  • Gesetzliche Grundlage für Rechnungslegung in der Schweiz
  • Artikel 957 bis 963b OR enthalten die relevanten Bestimmungen
  • Allgemeine Anforderungen zur Finanzbuchhaltung
  • Mindestgliederung für Bilanz und Erfolgsrechnung
  • Grössenabhängige Anforderungen für Unternehmen
Swiss GAAP FER für KMU und Start-ups
  • Speziell für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen
  • Vermittelt ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild
  • Modularer Aufbau mit Kern-FER für kleinere Organisationen
  • Höhere Transparenz im Vergleich zum OR
Internationale Standards: IFRS und US GAAP
  • IFRS: International anerkannte Standards
  • US GAAP: Relevant für US-Börsennotierung
  • Umfangreicher und komplexer als Swiss GAAP FER
  • Wichtig für internationale Expansion
Wahl des passenden Standards
  • Abhängig von Unternehmensgrösse und Finanzierungsbedarf
  • Typischer Entwicklungspfad: OR → Swiss GAAP FER → IFRS/US GAAP
  • Implementierungskosten und laufender Aufwand beachten
  • Anforderungen externer Stakeholder berücksichtigen
Sicherstellung einer ordnungsgemässen Buchführung
Gesetzliche Anforderungen
Systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle
Buchführungsmethoden
Einseitige vs. doppelte Buchführung
Aufbewahrungspflichten
10 Jahre Aufbewahrung aller Belege
Praktische Umsetzung
Effiziente Prozesse und Systeme
Die gesetzlichen Anforderungen an die Buchführung in der Schweiz variieren je nach Grösse und Rechtsform des Unternehmens. Grundsätzlich müssen alle Geschäftsvorfälle vollständig, wahrheitsgetreu, klar und übersichtlich erfasst werden. Während kleinere Einzelunternehmen mit einem Umsatz unter 500.000 CHF eine einfache Buchführung verwenden können, müssen juristische Personen wie GmbHs und AGs eine doppelte Buchführung führen.
Jahresabschluss erstellen und verstehen
Bilanz
Zeigt Vermögen und Schulden zum Stichtag
Erfolgsrechnung
Stellt Einnahmen und Ausgaben über einen Zeitraum dar
Anhang
Enthält ergänzende Informationen und Erläuterungen
Fristen
Erstellung innerhalb von 6 Monaten nach Geschäftsjahresende
Der Jahresabschluss ist ein zentrales Element der Finanzberichterstattung deines Start-ups. Die Bilanz gibt einen Überblick über die Vermögenswerte und Schulden zu einem bestimmten Stichtag, während die Erfolgsrechnung die Profitabilität über einen Zeitraum zeigt. Der Anhang liefert wichtige Zusatzinformationen und Erläuterungen zu den Zahlen. Für grössere Unternehmen kommen noch weitere Komponenten wie die Kapitalflussrechnung und der Lagebericht hinzu.
Revisionsanforderungen für Schweizer Start-ups
Arten der Revision
Ordentlich vs. eingeschränkt
Voraussetzungen
Abhängig von Grösse und Rechtsform
Opting-out
Verzicht unter bestimmten Bedingungen
Revisorenwahl
Qualifikation und Auswahlkriterien
In der Schweiz gibt es zwei Haupttypen der Revision: die ordentliche und die eingeschränkte Revision. Die ordentliche Revision ist umfassender und wird für grössere Unternehmen verlangt, während die eingeschränkte Revision weniger umfangreich ist und für kleinere Unternehmen ausreicht. Die Revisionspflicht hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Rechtsform und der Grösse deines Start-ups.
Rechnungslegungsstandards in der Schweiz (Fortsetzung)
1
Obligationenrecht (OR)
Das OR bildet die Grundlage, auf der alle weiteren Rechnungslegungsstandards in der Schweiz aufbauen. Es stellt Mindestanforderungen, lässt aber auch Raum für die Anwendung detaillierterer Standards.
2
Swiss GAAP FER
  • Vermittelt ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild ("True and Fair View")
  • Modulare Anwendungsmöglichkeit je nach Unternehmensgrösse
  • Balance zwischen Transparenz und praktischer Umsetzbarkeit
  • Nationale Anerkennung und Glaubwürdigkeit
3
Internationale Standards
Für Start-ups mit internationalen Ambitionen oder Plänen für einen Börsengang können internationale Rechnungslegungsstandards relevant werden.
Internationale Rechnungslegungsstandards
IFRS (International Financial Reporting Standards)
International anerkannte Standards
Pflicht für europäische börsennotierte Unternehmen
Werden von über der Hälfte der Schweizer börsennotierten Unternehmen angewendet
Umfassender als Swiss GAAP FER, mit detaillierteren Offenlegungsanforderungen
Ermöglichen internationale Vergleichbarkeit
US GAAP (Generally Accepted Accounting Principles)
Rechnungslegungsgrundsätze der Vereinigten Staaten
Relevant für Unternehmen, die direkt oder über eine Tochtergesellschaft an einer amerikanischen Börse notiert sind
Besonders detaillierte und umfangreiche Regelungen
Wichtig für Start-ups, die eine Expansion in den US-Markt oder US-Investoren anstreben
Vergleich mit Swiss GAAP FER
Internationale Standards sind umfangreicher und komplexer
Höhere Implementierungs- und laufende Kosten
Grössere Anforderungen an Dokumentation und Offenlegung
Stärkere Fokussierung auf den Fair Value (Zeitwert) statt auf historische Kosten
Wahl des passenden Standards für dein Start-up
Die Entscheidung für einen Rechnungslegungsstandard sollte wohlüberlegt sein und verschiedene Faktoren berücksichtigen:
Entscheidungskriterien
Aktuelle und geplante Unternehmensgrösse
Finanzierungsbedarf und -quellen
Internationale Ausrichtung
Ressourcen für Buchhaltung und Rechnungslegung
Branchenspezifische Anforderungen
Typischer Entwicklungspfad für Start-ups
Frühe Phase: OR-Mindestanforderungen als ausreichende Basis
Wachstumsphase: Umstellung auf Swiss GAAP FER für höhere Transparenz und Attraktivität für Schweizer Investoren
Internationale Expansion: Wechsel zu IFRS oder US GAAP bei Bedarf
Sicherstellung einer ordnungsgemässen Buchführung
Gesetzliche Anforderungen an die Buchführung
In der Schweiz ist die Buchführung für alle Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben, wobei die konkreten Anforderungen je nach Grösse und Rechtsform variieren:
  • Systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle
  • Vollständigkeit, Wahrheit, Klarheit und Übersichtlichkeit als Grundprinzipien
  • Nachvollziehbarkeit und Prüfbarkeit der Buchführung
  • Basis für Steuererklärungen und Finanzberichterstattung
Einseitige vs. doppelte Buchführung
Abhängig von der Grösse und Rechtsform deines Start-ups hast du die Wahl zwischen einseitiger und doppelter Buchführung:
  • Einseitige Buchführung: Für kleinere Einzelunternehmen und Personengesellschaften mit einem Umsatz unter 500.000 CHF
  • Doppelte Buchführung: Pflicht für alle juristischen Personen (GmbH, AG) und Personengesellschaften mit über 500.000 CHF Jahresumsatz
Vor- und Nachteile der Buchführungsarten
Einseitige Buchführung:
  • Vorteile: Einfachheit, geringerer Zeitaufwand, niedrigere Kosten
  • Nachteile: Begrenzter Einblick in die Finanzlage, weniger Analysemöglichkeiten
Doppelte Buchführung:
  • Vorteile: Umfassender Überblick, Fehlerkontrolle, bessere Analysemöglichkeiten
  • Nachteile: Höherer Zeitaufwand, grössere Komplexität, eventuell externe Unterstützung nötig
Aufbewahrungspflichten und Dokumentation
Aufbewahrungsdauer
  • Alle buchhaltungsrelevanten Belege und Rechnungen müssen mindestens 10 Jahre aufbewahrt werden
  • Die Aufbewahrungs-frist beginnt mit Ablauf des Geschäftsjahres
Aufzubewahrende Dokumente
  • Eingangs- und Ausgangsrechnungen
  • Kassenbelege und Quittungen
  • Kontoauszüge und Zahlungsbelege
  • Lohnunterlagen und Sozialversicherungsnachweise
Aufbewahrungs-formen
  • Physische Aufbewahrung (Papierform)
  • Kombination beider Methoden
Best Practices
  • Strukturiertes Ablagesystem von Anfang an
  • Regelmässige Sicherung elektronischer Daten
  • Klare Verantwortlich-keiten für die Dokumentation
Praktische Tipps für Start-ups
Grundlegende Infrastruktur schaffen
  • Separate Geschäftskonten für dein Start-up einrichten
  • Klare Trennung von privaten und geschäftlichen Ausgaben
  • Einrichtung eines systematischen Belegsystems
  • Investition in geeignete Buchhaltungssoftware
Software-Auswahl
  • Schweizer Anbieter mit Anpassung an lokale Anforderungen bevorzugen
  • Skalierbarkeit für zukünftiges Wachstum berücksichtigen
  • Integration mit anderen Geschäftssystemen (Banking, E-Commerce, CRM)
Prozesse etablieren
  • Regelmässige Zeitfenster für die Buchführung reservieren
  • Monatliche Abstimmungen von Konten und Kassen durchführen
  • Quartalsweise Überprüfung der finanziellen Lage
  • Klare Prozesse für Rechnungsstellung und Zahlungseingang
Ressourcenplanung für die Buchführung
Startphase
Kombination aus Eigenleistung und Treuhänder
  • Grundlegende Buchhaltungsprozesse selbst erledigen
  • Treuhänder für komplexere Aufgaben und Jahresabschluss
  • Fokus auf Aufbau effizienter Systeme
Wachstumsphase
Teilzeitliche oder vollzeitliche Buchhaltungskraft
  • Einstellung einer spezialisierten Fachkraft
  • Implementierung umfassenderer Finanzsysteme
  • Regelmässiges Reporting für Management
Skalierungsphase
Aufbau eines Finanzteams mit spezialisierten Rollen
  • Differenzierte Rollen (Buchhaltung, Controlling, Reporting)
  • Integration mit anderen Unternehmensbereichen
  • Strategische Finanzplanung und -analyse
Für viele Start-ups ist die Zusammenarbeit mit einem Treuhänder, besonders in der Anfangsphase, eine kosteneffiziente Lösung. Ein guter Treuhänder bietet nicht nur Buchführungsunterstützung, sondern auch wertvolle Beratung zu steuerlichen und finanziellen Fragen.
Zusammenfassung: Deine Takeaways aus Modul 3
1
Rechnungslegungsstandard
Wahl zwischen OR, Swiss GAAP FER und internationalen Standards basierend auf Grösse, Finanzierung und Plänen
2
Buchführung
Systematische und vollständige Buchführung als Grundlage für Geschäftsentscheidungen
3
Jahresabschluss
Wichtiges Kommunikationsinstrument mit Stakeholdern und Managementtool
4
Revision
Anforderungen nach Grösse und Rechtsform mit möglichen Vereinfachungen
Praxisimpuls für die kommende Woche: Überprüfe den aktuellen Stand deiner Buchhaltung und Dokumentation. Stelle sicher, dass alle Geschäftsvorfälle vollständig erfasst sind und ein klares System zur Aufbewahrung der Belege existiert. Falls noch nicht geschehen, erwäge die Einführung einer geeigneten Buchhaltungssoftware, die auf die Bedürfnisse deines Start-ups zugeschnitten ist.
Ausblick auf Modul 4: Im nächsten und letzten Modul unseres Workshops widmen wir uns den Finanzierungsmöglichkeiten für Schweizer Start-ups. Du wirst einen detaillierten Einblick in die verschiedenen Finanzierungsphasen und -quellen erhalten, Strategien zur Kapitalbeschaffung kennenlernen und erfahren, wie du Investoren mit einem überzeugenden Finanzplan für dich gewinnen kannst. Dieses Wissen wird dir helfen, die Wachstumschancen deines Start-ups optimal zu nutzen.
Kursübersicht
Modul 1 Finanzplanung Basics
Modul 2 Rechtliche, steuerliche Aspekte
Modul 3 Rechnungslegung & Compliance
Modul 4 Finanzierungsphasen und Quellen
Modul 5 Kapitalbeschaffung
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